Adios el Clasico – La Liga bei Unabhängigkeit Kataloniens bald ohne Barca?

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Die politischen Zerwürfnisse in Spanien durch die Unabhängigkeitsbestrebungen Kataloniens schlagen seit der verfassungswidrigen Abstimmung hohe Wellen. In den kommenden Wochen will das katalanische Regionalparlament seine Unabhängigkeit erklären, nachdem am 02. Oktober beim Referendum 93% für die Unabhängigkeit stimmten. Die politischen und wirtschaftlichen Folgen einer Unabhängigkeit liegen dabei völlig im Dunkeln. Chaotische Zeiten bahnen sich ebenfalls aus sportlicher Sicht für die drei katalanischen Erstligisten an.

Welche katalanischen Teams spielen in der Primera Division?

Aktuell spielen drei katalanische Teams in der Primera Division: Neben dem FC Barcelona ist das der Stadtrivale Espanyol Barcelona und der Aufsteiger Girona FC. Vier weitere Vereine aus Katalonien hatten bereits Erstliga-Vergangenheit:

  • CE Europa (aktuell 4. Liga)
  • Gimnastic de Tarragona (aktuell 2. Liga)
  • UE Lleida (aufgelöst) – Nachfolgeklub: Club Lleida Esportiu (3. Liga)
  • CD Condal (aufgelöst) – Fusion zu FC Barcelona B (2. Liga)



Barca ab Monatg in eigener Liga?

Welche Konsequenzen hat eine Abspaltung Kataloniens für den FC Barcelona? Wenn sich in absehbarer Zeit Katalonien für Unabhängigkeit erklärt, könnte das nach Aussage des Ligapräsidenten Javiar Tebas schwerwiegende Folgen für den FC Barcelona haben, da laut seiner Aussage der Verbleib Barcas in der Primera Division ernsthaft in Gefahr ist. Es gibt drei Szenarien die im Falle einer Unabhängigkeit diskutiert werden:

  1. Barcelona bleibt in der Primera Division: Ähnlich wie der AS Monaco als Verein aus einem eigenständigen Land in der Ligue 1 in Frankreich angekoppelt ist, wäre der FC Barcelona dann als Verein aus Katalonien weiterhin in der spanischen Liga eingegliedert. Daran haben sicherlich alle Beteiligten aus der Liga und deren Vermarkter großes Interesse – denn was wäre eine spanische Liga ohne den „Classico“. Das Problem an dieser Lösung könnte der politische Druck werden – Barca würde sich quasi als Druckmittel der Zentralregierung hervorragend eignen.
  2. Katalonien gründet seine eigene Liga: Die Campionat de Catalunya war von 1901 bis 1940 eine eigenständige katalanische Liga. Bis zur Gründung der Primera División 1929 konnte der FC Barcelona dort 21 Meistertitel gewinnen. Zweitbestes Team mit 10 Titeln war der Stadtrivale Espanyol Barcelona mit 10 Titelgewinnen. Möglich ist diese Option allemal, gerade wenn wie oben erwähnt die Politik starken Druck ausübt. Für den FC Barcelona hätte das verheerende Konsequenzen in einer kleinen Liga mir eher unattraktiven Gegnern antreten zu müssen. Messi und Co. würden sicher abwandern und die TV Einnahmen wegbrechen. Wer auf das Geld scheißt: Identitätsstiftend wäre das für den sowieso schon hochpolitischen Verein allemal.
  3. Barca spielt in der englischen Premiere League: Der katalanische Sportminister Gerard Figuera brachte den Vorschlag auf den Tisch, dass der Verein in ein anderes Land umziehen und beispielsweise als Gast in der englischen Premier League spielen könnte. Pep würde es sicher freuen, die anderen Trainer sind von der Idee nicht allzu begeistert. So sagte Arsene Wenger dazu: „Mit Barca wäre es auf jeden Fall noch schwieriger die Premier League zu gewinnen.“
  4. „Mit Barca wäre es auf jeden Fall noch schwieriger die Premier League zu gewinnen“

    – Arsene Wenger

    Ebenso unwahrscheinlich ist die Idee, dass Barca in der französischen Ligue 1 als Gastmannschaft mitspielt, zumal das die FIFA nicht genehmigen würde. Nur wenn historisch gewachsene Verbindungen bestehen wie z. B. bei Monaco und Frankreich oder dem walisischen Swansea aus der Premier League wird ein Gastrecht akzeptiert.

    Startrecht in der Champions League in Gefahr

    Und da gerade über die Ligue 1 sinniert wurde – ein so verrücktes Spiel wie in der Champions League zwischen Paris St. Germain und dem FC Barcelona aus der letzten Saison würde so auch nicht mehr stattfinden. Denn wenn Katalonien gegen den Willen Spaniens seine Unabhängigkeit erklärt, würde die UEFA einen möglichen katalanischen Fußballverband nicht anerkennen. Und ohne Fußballverband keine Teilnahme an den UEFA-Wettbewerben.

    FC Barcelona – Spitzenfußball und politisches Schwergewicht

    Wie heißt es so schön? Man soll Politik und Sport trennen. Nicht so beim FC Barcelona der sich immer wieder auf die Seite katalanischer Nationalisten stellt. Seitdem die Diskussion um ein Unabhängigkeitsreferendum inklusive der Abstimmung im vollen Gange ist nimmt die politische Dimension allerdings neue Ausmaße an. Im Mai trat der FC Barcelona einem „Nationalen Pakt für das Referendum“ bei, verurteilte zuletzt polizeilichen Maßnahmen der Zentralregierung gegen hohe katalanische Beamte die trotz Verbots das für verfassungswidrig erklärte Referendum vorbereiteten. Offiziell äußerste sich das Präsidium unter Josep Maria Bartomeu zum Thema der Unabhängigkeit neutral, prangerte aber die „freie Meinungsäußerung“ der Katalanen an.

    Barcelona ist „das unbewaffnete Heer Kataloniens“

    – Manuel Vazques Montalban

    Um die Gründe für die Politisierung von Barca verstehen zu können muss man einen Blick auf die Geschichte des Klubs werfen, der von Anfang an mit dem katalanischen Nationalismus verbunden war. Der FC Barcelona ist seit jeher das Aushängeschild Kataloniens und Symbol für deren Eigenständigkeit – in einer Prinzipiendeklaration von 1920 heißt es: „Wir gehören zum FC Barcelona, weil wir Katalanen sind. Wir treiben Sport, um der Heimat zu dienen.“ In Zeiten der Franco Diktatur diente der Klub als Rückzugsort. Während die katalanische Sprache, Bücher, Musik und Symbole verboten waren, wurde im Stadion katalanisch gesprochen – eine Akt der Rebellion. Manuel Vazques Montalban, ein katalanischer Schriftsteller, bezeichnete den Verein einst als „das unbewaffnete Heer Kataloniens“. Die Franco Diktatur und die damit einhergehende Unterdrückung der Katalanen endete mit den ersten freien Wahlen 1977. Der Klub entpolitisierte sich anschließend bis in die Ära des ehemaligen Klub-Präsidenten Joan Laporta, der das Katalanische wieder ins Zentrum rückte.



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